Musik
Klavier / Keyboard lernen

Inhaltsübersicht:

  Vorüberlegung, Anschaffung     Kaufberatung     Richtige Körperhaltung     Lernen - aber richtig     Musik - worauf es ankommt     Übungen

  Vorüberlegung, Anschaffung - eine Einführung

Ein Instrument spielen zu können, dies zählt zu den liebsten Hobbys der Deutschen - aber nicht nur der Deutschen.
Denn je nach Land und Kultur ist Musizieren eine weltweit beliebte Tätigkeit, sei es um sich zu entspannen, um sich weiterzubilden oder anderes.
Und dies ist ja auch nicht verkehrt, denn Musik hat zahlreiche, positive Effekte auf den Menschen - so fördert sie bei Kindern, die ein Instrument erlernen, die Intelligenz; oder sie läßt Menschen wieder neu ihre Gefühle entdecken; sie läßt Menschen innerhalb einer musizierenden Gruppe ein „besonderes“ Gemeinschaftsgefühl erleben in dem alle gleich sind und sich der Musik unterordnen - um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Wer musizieren lernt, der lernt, seine Gefühle und Stimmungen auf eine andere Art und Weise auszudrücken und sie zu verarbeiten.
Welche Instrumente dazu genommen werden, ist natürlich sehr von der Kultur abhängig; in Deutschland sind beliebte Instrumente nach wie vor das Klavier und die Gitarre.
Die Gitarre hat die Vorteile, daß sie recht bequem zu transportieren ist, daß sie nicht allzu laut ist und auch über die Akkordgriffmethode recht einfach und schnell zu lernen ist und, was entscheident ist, man kann sie häufig einsetzen, z.B. beim einfachen Liederbegleiten in einer Gruppe von Menschen. Viele andere Instrumente haben auch einfach deswegen keine hohe Gunst unter den Hobbymusikern, weil ihre Anwendung später stark eingeschränkt ist; denn wer will denn schon gerne ein Instrument lernen, welches er später nur für sich spielen kann, da er nie so gut sein wird und auch nicht die Zeit dazu hat, um in den entsprechenden Musikgruppen mitspielen zu können - das ist schlichtweg demotivierend.
Daher ist das wohl geeignetste Instrument (besonders) für den Hobbymusiker das Klavier: Durch die Anordnung der Töne ist es einfach zu lernen, es ist kein reines Soloinstrument d.h. man mehrstimmig spielen und das Musizieren macht somit deutlich mehr Spaß, und durch die Klaviatur und den „neutralen“ Klang kann man mit ihm sehr viele Musikstile problemlos spielen.
Zwar ist es sehr schlecht zu transportieren, aber zum einen sind Klaviere sehr weit verbreitet, zum anderen haben sich in den letzten 15 Jahren die Keyboards immer weiter entwickelt und sind heute zu einer beliebten Alternative geworden.

  Klavier oder Keyboard? Eine kleine Kaufberatung

Häufig besteht Unklarheit über die Wahl des richtigen Instrumentes. Klavier- „Puristen“ lehnen jegliche elektronische Version dessen strikt ab, und diese Einstellung färbt sich auch oft auf die Bevölkerung ab. Bis vor einigen Jahren konnte man dem auch sicher noch zustimmen, da weder die Qualität (und damit die Spielintensität) der Tastatur noch der Klang eines elektronischen Klavieres einem Klavier ebenbürtig waren. Aber mittlerweile ist die Elektronik so gut geworden, daß für den „normalen“ Gebrauch eine elektronische Variante bedenkenlos verwendbar ist - oft sogar vorzuziehen ist, denn ein schon gut klingendes elektronisches Klavier kann man bereits im Bereich um etwa 2000 bis 2500,-EURO kaufen, ein vergleichbares Klavier in dieser Preisklasse klingt meist deutlich schlechter.
Zudem kommen bei einem elektronischen Klavier die Vorteile hinzu, daß es recht leicht zu transportieren ist, daß es sich nicht verstimmt, daß es keine regelmäßigen Wartungsarbeiten und -kosten verlangt, daß man es (meist) auch an einen Computer anschließen kann und so seine Klavierkünste schnell und einfach aufnehmen kann und schließlich kann man mit dem elektronischen Klavier auch nachts spielen: Entweder dreht man die Lautstärke herunter, oder man spielt einfach über Kopfhörer.
Ich will jetzt hiermit niemand ein Klavier abstreitig machen, aber eine zu (negativ) voreingenommene Haltung gegenüber dem elektronischen Klavier bringt, was hoffentlich ein wenig klar geworden ist, wenig. Allerdings in den Preisregionen über etwa 3000,-EURO und höher bleibt das Klavier natürlich unangefochten in seiner Qualität, und das wird auch wohl immer so bleiben - diese Qualitäten wird ein elektronisches Klavier wohl nie erreichen, hauptsächlich, weil dort die Klangwellen über einen Lautsprecher ausgestrahlt werden müssen.

Nun eine Erklärung zu dem „elektronischen Klavier“; ich spreche die ganze Zeit davon, habe aber noch nicht näher genannt, was ich darunter verstehe. Denn grundsätzlich meine ich damit alle elektronischen Geräte mit einer Klaviatur, die einen Klavierklang haben. Dazu zählen Keyboards, Synthesizer und eben die elektronischen Klaviere, die man „E- Pianos“ nennt (engl.: electronic piano).
Hier gibt es auch wieder verschiedene Formen; man sollte sein Instrument unter dem Aspekt der zukünftigen Verwendung auswählen. Wer nur für sich privat Keyboard spielen möchte, dem reicht ein mittel gutes Keyboard um etwa 400,-EURO. Wer mehr Geld ausgeben kann, der sollte ein E-Piano in Erwägung ziehen, welche etwa 1000- 1500,-EURO (und mehr) kosten.
Der Vorteil bei diesen Geräten ist, daß die meisten auch eine gute Tastaturmechanik haben, die der eines Klavieres angenähert sind. Übrigens sollte man grundsätzlich kein Keyboard kaufen, was keine Anschlagdynamik (d.h. die Lautstärke des Tones ändert sich wie auf dem Klavier abhängig von der Anschlagstärke) hat, aber bei den heutigen Geräten gibt es sowieso kaum noch Keyboards ohne Anschlagdynamik.
Wer später einmal etwas „besser“ musizieren will und auf diversen kleinen Veranstaltungen auftreten möchte, kleine Chöre begleitet, etc., der sollte entweder ein E- Piano nehmen oder aber ein besseres Keyboard (auch etwa 500 - 1500,-EURO). Empfehlenswert ist hier wohl ein sogenanntes Masterkeyboard - es ähnelt einem E- Piano, hat aber keinen „Unterbau“ (also kein Gestell) und wenig eingebaute Klänge („Sounds“ genannt), dafür aber i.d.R. eine sehr gute Tastatur.
Und es hat den Namen „Master“, weil es auf elektronischem Wege viele Möglichkeiten bietet, andere Geräte zu „steuern“ (über die sogenannte MIDI- Schnittstelle), man es also im Verbund mit anderen Geräten ideal als Hauptgerät einsetzen kann.

Um den Unterschied zwischen einem Keyboard und einem Masterkeyboard/Synthesizer zu verstehen, ist ein Blick in die Geschichte sinnvoll: Die ersten Geräte, die auf elektronischem Wege Sounds erzeugten, waren die Synthesizer. Sie wurden mit den Jahren immer weiterentwickelt, und auf der entgegengesetzten Seite der Qualität begann die Entwicklung der Keyboards, die (damals auch zurecht) als nichts mehr als Spielzeug galten.
Man kann also grob diese zwei Seiten finden: Die Amateurgeräte, die Keyboards, und die Profigeräte, zu denen u.a. Synthesizer, Masterkeyboards gehören. In den letzten Jahren fand jedoch eine Annäherung beider Lager statt: Die Keyboards wurden in ihrer Soundqualität immer besser, und gute Keyboards werden heute auch gerne einmal von Profis eingesetzt. Auf der anderen Seite entwickelten die Hersteller der Profigeräte auch immer öfter günstigere, in ihren Leistungen abgespeckte Geräte für den Markt zwischen „Spielzeug“ und „Profi“.
So hat man heute in der Preisklasse um 500,- bis ca. 1500,-EURO die Qual der Wahl, da sich hier genau der Schnittpunkt der Geräte“klassen“ befindet.
Welches Gerät Sie nun nehmen, bleibt Ihrem Geschmack und Ihren Absichten überlassen.
Aber trotzdem die Gruppen sich annähern, gibt es natürlich noch die typischen Eigenarten der Geräte, die natürlich auch einbezogen werden sollten in die Kaufpläne.
Bei Keyboards sind meist die Sounds schon fest vorgegeben - man kann sie nur mäßig gut verändern oder manipulieren, denn beim Keyboard wird mehr Wert auf das „Komplettsystem“ gelegt und so ist dort auch eine Rhythmus- Einheit eingebaut mit einer umfangreichen, automatischen Begleitautomatik, die eine Band zu dem Spiel des Spielers hinzufügt. Diese Begleitautomatik ist in verschiedenen Modi spielbar, und für den Anfänger bedeutet dies, daß man schon in der ersten Unterrichtsstunde toll klingende Lieder spielen kann, daß er sehr schnell zu einem Erfolg kommt: Die rechte Hand spielt die einstimmige Melodie und die linke Hand spielt auch nur „einstimmig“ die Begleitung - das Keyboard zaubert automatisch eine tolle Begleitung dazu!
Der große Nachteil dabei ist natürlich, daß dieser große Lernerfolg spätere notwendige Lernschritte sehr erschwert; gerade die Spielfertigkeiten der linken Hand sind sehr schwer zu lernen, und wenn zu Beginn das Spiel der linken Hand auf wenige, simple Griffe beschränkt wird, tut sich mancher Keyboardanfänger SEHR schwer, die tolle, schön klingende und einfach zu spielende Begleitautomatik abzuschalten und gegen schwierige, langweilig klingende Fingerübungen einzutauschen. Dieser Rückschritt demotiviert doch viele Schüler, und diese nicht unwesentliche Tatsache sollte bei der Wahl des richtigen Instrumentes unbedingt bedacht werden! An dieser Stelle möchte ich auch die gängige Praxis in vielen Anfängerheften kritisieren, die zu lange und zu intensiv mit diesem Prinzip arbeiten. Da darf sicher die Frage erlaubt sein, ob immer wirklich nur der Lernerfolg des Schülers im Mittelpunkt steht!
Dieses Problem taucht hingegen bei Synthesizern, Masterkeyboards, E-Pianos, nicht auf, da diese keine eingebaute Begleitautomatik oder ähnliches haben. Bei ihnen geht es nur um das reine Keyboardspielen. Das Masterkeyboard wurde ja bereits oben erläutert, und der Synthesizer hat seine Schwerpunkte auf der Klangerzeugung: Man kann mit ihm jeden Klang sehr umfangreich bearbeiten, neu mischen, kombinieren, usw. Also für Soundbastler ist ein Synthesizer die erste Wahl!
Nur da er ein Gerät für Profis ist und meist auf der Bühne oder im Studio verwendet wird, hat er auch keine Lautsprecher eingebaut - man muß ihn also immer an eine externe Musikanlage/Verstärker anschließen (ebenso das Masterkeyboard, das auch selten mit einem Lautsprechersystem ausgestattet ist). In dieser Hinsicht hat das Keyboard klare Vorteile für Hobbymusiker, da es je nach Preislage ein recht gut klingendes Lautsprechersystem eingebaut hat.
Das E-Piano hat natürlich auch Lautsprecher, da es ja, wie der Name deutlich sagt, als „elektronischer“ Ableger des Klavieres gelten soll und somit auch Lautsprecher haben muß.

Dies waren ein paar einleitende Sätze zur Wahl des richtigen Instrumentes - zu denen ich noch eine Frage hinzufügen will, die früher oder später immer wieder gestellt wird, nämlich die Frage nach dem „Pedal“: Mittlerweile hat fast jedes Keyboard auch eine Anschlußbuchse, an der „Pedal“ steht. Leider wird dieses Pedal nicht mit dem Gerät geliefert, man muß es nachkaufen, aber ich kann das nur empfehlen: Das Pedal gehörte zwar nicht zur Grundausstattung der Vorläufer des heutigen Klavieres, aber mittlerweile gehört es zum Klavier genauso wie die schwarzen Tasten zu den weißen Tasten. Um also richtig Klavier zu spielen, egal welche Stilart, gehört ein Pedal dazu - auch wenn Sie zu Beginn Ihrer Pianistenkarriere nur kleine Stücke spielen, die ohne Pedal auskommen, spätestens wenn Sie Ihre zweite Fuge von Bach spielen werden Sie ein Pedal benötigen.
Auch hier gibt es wieder verschiedene Varianten im Handel - ich empfehle die speziellen Pedale aus dem Musikhandel für Keyboards, die in der Optik einem Klavierpedal ähneln. Aber natürlich nicht deswegen, sondern weil sie optimal auf den Fuß abgestimmt sind, in der Pedalhöhe (auch wenn Sie jetzt lachen, aber es gibt nichts ermüdenderes als falsch abgestimmte Pedale), in der Druckstärke und auch im Eigengewicht (sie bleiben dort stehen, wo Sie sie plaziert haben - nicht wie billige, leichte Fußschalter, die sich bei jedem Tritt aufs Pedal ein Stück nach hinten bewegen). Diese guten Pedale kosten zwar etwa doppelt so viel wie die einfacheren Versionen (etwa 25,-EURO / etwa 12,50 EURO), aber dies sollte es Ihnen für diese einmalige Ausgabe Wert sein.

  Beim Anfang wichtig: Die richtige Körperhaltung

Bevor man mit dem ersten Spielen beginnt, sollte man sich ein paar Gedanken über die richtige Körperhaltung machen. Denn eine falsche Körperhaltung sorgt oft für unangenehme Verspannungen, und bei einigen Stücken macht man es sich deutlich einfacher, wenn man die richtige Körperhaltung hat.
Wichtig ist, daß der ganze Körper locker ist und nicht verspannt, ganz besonders natürlich Schulter und Arme. Der Ellenbogen sollte eine horizontale Linie mit der Tastatur bilden, und die Finger sollten leicht gekrümmt auf den Tasten liegen.
Wenn Sie beim Spielen sitzen, nehmen Sie auch nicht die Position ein, die Sie im Sofa haben, sondern sitzen Sie aufrecht und frei, eher auf der Kante des Sitzes - denn gerade beim Klavierspielen muß man beweglich sein um alle Bereiche der Klaviatur schnell und sicher zu erreichen.
Versuchen Sie, schon zu Beginn darauf zu achten - denn wenn Sie sich einmal eine falsche Sitzposition angelernt haben, werden Sie sie so schnell nicht wieder los.

  Keyboard- / Klavierspielen lernen - aber richtig!

Der Anfang ist meist das Schwerste“ - so ein Sprichwort. Aber nicht so beim Keyboard: Denn im Gegensatz zu z.B. einem Blasinstrument muß man beim Keyboard keine bestimmte Technik erlernen, damit überhaupt erst ein Ton herauskommt.
Und da man zu Beginn einer neuen Tätigkeit ja immer sehr motiviert ist, werden Sie wahrscheinlich in der Anfangszeit sehr überrascht sein, wie schnell Sie vorankommen.
Und gerade hier ist ein gutes Keyboard - Lernbuch oder ein guter Lehrer erkennbar: Daran, wie gut das Buch oder der Lehrer es schafft, diese Motivation über die gesamte Lernperiode zu verteilen. Die Praxis zeigt, daß leider sehr oft nach drei Jahren eine große Unlust beim Schüler eintritt, er ist demotiviert und leider hören viel Schüler in diesen Phasen auch für immer mit dem Unterricht auf. Dies ist sehr bedauerlich, denn wer nur ein bis zwei Jahre weitermacht, der wird nicht nur um ein gutes Stück weiterkommen sondern auch einen Grundschatz an Spielkönnen haben, den er fast sein ganzes Leben nicht mehr verlernen wird.
Also seien Sie gewarnt: Keyboardspielen (wie allgemein ein Musikinstrument zu spielen) ist sehr schön, aber es zu lernen ist manchmal sehr langwierig und demotivierend. Versuchen Sie, diese Phasen zu überstehen, und sich immer wieder neu zu motivieren - vielleicht mit einem kleinen Auftritt auf einem Familienfest, wo Sie ein paar kleine Stücke präsentieren.
Denn wenn man vier oder fünf Jahre ununterbrochen hart und intensiv etwas für sich erlernt, ohne es einmal richtig anwenden zu können (ohne ein Ziel, ohne eine Aufgabe), dann ist das sicherlich alles andere als motivierend.
Und ich wünsche Ihnen natürlich sehr, daß Sie nicht auch die „3-Jahre-Falle“ erwischt !!

Auch das Lernen will gelernt sein; wer „richtig“ lernt, der kommt schneller und einfacher an sein Ziel.
Beim Keyboardspielen gelten da allgemein die üblichen Regeln und Tips zum Lernen: Man sollte kontinuierlich üben, d.h. nicht einmal in der Woche für 5 Stunden, sondern lieber gleichmäßig auf die Woche verteilt. Diese Einheiten sollten aber auch nicht zu kurz sein - etwa 20 Minuten pro Übungssitzung sollten es schon sein, und man sollte Ruhe dazu haben und sich konzentrieren können.
Wenn Sie diese wenigen Regeln beachten, haben Sie schonmal eine gute Basis für Ihren Lernerfolg geschaffen !!

  Musik - worauf es ankommt

Vielfach wird von Anfängern, die ein Instrument lernen, der Fehler gemacht, daß sie sich nur auf ihr Instrument konzentrieren, und die „Musik“ außer acht lassen.
Gerade für Schüler, die musikalisch keine hohe Kompetenz haben, ist dies nachteilig, denn auch in der Öffentlichkeit besteht die Meinung, daß das Erlernen eines Instrumentes sehr von den eigenen Leistungen (Lernen) abhängt, und nicht von der musikalischen, persönlichen Kompetenz, daß also jemand, der gut Klavier spielen kann, nicht singen können muß.
Dies ist aber ein Irrtum - denn wie gut jemand ein Instrument spielen kann, hängt nämlich weniger von dem persönlichen Einsatz am Erlernen der Fingerfertigkeiten ab, sondern viel mehr von der musikalischen Kompetenz. Und gerade die muß gefördert und verbessert werden bei weniger musikalischen Schülern!
Zwar muß ein guter Pianist nicht auch ein guter Sänger sein, aber er kann sehrwohl singen.
Von daher empfehle ich dringend, im Keyboardunterricht über den „Tellerrand“ hinauszuschauen und Übungen einzubauen, die die allgemeinen musikalischen Fähigkeiten trainieren.
Denn wenn Sie Keyboard oder Klavier lernen, ist das doch nichts anderes, als zu lernen, die Musik auf eben diesem Instrument anzuwenden.

Nun werden Sie sich natürlich sicher fragen, WAS denn musikalische Kompetenzen überhaupt sind. Dies ist ein umfangreiches Thema, aber soweit sollen die Übungen ja auch nicht gehen, und ich will hier auch nur die wesentlichen Aspekte nennen: Die Grundlage von „musikalischem Handeln“ ist das Umgehen mit Tönen. Das klingt für Sie jetzt sehr gewöhnlich und nicht neu, aber gerade beim Erlernen eines Instrumentes gerät dieser Aspekt schnell aus dem Blick; man orientiert sich immer weniger an den Tönen, sondern vielmehr an den Noten, an der Anordnung der Tasten der Klaviatur.
Aber viel wichtiger ist die Anordnung, das System, der Noten „im Kopf“! Man muß ein Tonsystem im Kopf haben, die Töne im Kopf planen und dann lediglich an die Finger „senden“ um sie auf der Klaviatur zu spielen. Dies setzt natürlich die grundlegende Fähigkeit voraus, daß man ein Tongedächtnis und ein gutes Hörvermögen hat, was aber auch lernbar ist.
Ein guter Vergleich, um dies zu verdeutlichen, ist der eines Schachspiels: Denn Musik bzw. Noten haben mit einem Schachspiel etwas grundlegendes gemeinsam, nämlich eine Informationsanordnung, in beiden geht es um eine systematische Anordnung von Informationen. Wenn man einer Person, die Schach nicht spielt, eine beliebige Konstellation der Figuren auf einem Schachbrett für wenige Sekunden zeigt mit der Bitte, sich diese Konstellation zu merken, so wird es dieser Person nur sehr unvollständig gelingen, diese später wieder zu reproduzieren. Ein guter Schachspieler aber wird diese Konstellation sehr wahrscheinlich wieder vollständig(!) reproduzieren können. Und dies ist auch nicht erstaunlich, wenn man sich verdeutlicht, was da passiert ist: Der Nicht- Schachspieler hat sich nur die „Optik“ der einzelnen Spielfiguren angesehen, und dessen Positionen auf dem Spielfeld versucht zu merken. Da das Spielfeld jedoch keine größeren Markierungspuntke hat, und je nach dem viele Figuren auf dem Brett sein können, ist dies natürlich praktisch nicht zu schaffen. Der gute Schachspieler hat dies nicht deswegen geschafft, weil er ein besseres, schnelleres Gedächtnis (ein „Fotografisches Gedächtnis“ etwa) hat, sondern weil er nicht die Optik, sondern den Informationswert jeder Figur genommen hat: Denn jede Figur hat ja bestimmte Regeln, wie man sie „ziehen“ kann und wann sie wie eine andere Spielfigur „schlagen“ kann. Hinzu kommt, daß durch diese Regeln unterschiedliche Gruppierungen entstehen, sprich bestimmte Anordnungen von bestimmten Spielfiguren werden zu festen Einheiten. Dies führt natürlich zu einer enormen Vereinfachung - so kann sich ein guter Schachspieler evtl. eine Anordnung von 4 Spielfiguren mit einem Namen und einem Blick sofort merken, während ein Spieler, der diese Anordnung nicht kennt, mühsam jede dieser 4 Figuren und deren Position lernen muß, was natürlich einen erheblicheren Aufwand an Zeit und Arbeit bedeutet.
So hat der gute Schachspieler eher ein Netz, ein System, der Anordnung der Figuren auf dem Schachbrett.
Aber genauso ist es in der Musik: Wenn für einen musikalischen Laien ein Notenblatt einer Fuge von Bach ein wildes Durcheinander von schwarzen Farbklecksen ist, so sieht ein guter Musiker diese Noten als ein System, das komplett durchorganisiert (im Sinne von Informationsanordnung) ist.
Genauso ist es mit dem „Hören“ von Musik: Musikalische Laien bleiben an der Oberfläche und können sich an Liedern nur deren Melodiekontur oder das klangliche Bild („Sounds“) merken, gute Musiker erfassen jeden Ton und bearbeiten ihn als Teil eines Systems (Tonart), und so ergeben sich auch wiederum „Gruppierungen“die schnell erfassbar, erkennbar, umsetzbar (beim Spielen) und beim erlernen sind.
Aber auch wenn Sie jetzt feststellen sollten, daß Sie alles dies nicht besonders ausgeprägt haben - keine Sorge, man kann dies wie gesagt auch erlernen.

Ein paar gute Übungen sind z.B. die Melodie eines Liedes, daß Sie spielen, einmal zu singen. Oder Sie hören sich ein Lied im Radio oder von CD an, versuchen es nachzusingen und dann auch ganz langsam, nur nach dem Gehör, auf dem Keyboard/Klavier zu spielen.
Versuchen Sie mit der Zeit, unterschiedliche „Empfindungen“ für die einzelnen Töne zu entdecken, man kann ganz langsam anfangen und versuchen herauszuhören, wann immer in einem Lied der Grundton gesungen wird usw.

Man kann das alles auch wie mit einem Bild vergleichen: Wenn Sie ein Bild malen, sollten Sie logischerweise mit Farben umgehen können, ein Gespür dafür haben, welche Farben zusammenpassen, wie man sie kombinieren kann, etc. Wenn Sie das nicht haben, dann wird es sehr schwer, ein Bild zu malen - Sie müßten ständig ausprobieren, welche Farben ob und wie zusammenpassen, es wäre ähnlich einem „trial and error“ (Versuch und Irrtum). Und wahrscheinlich könnten Sie noch nichteinmal eine richtige Idee von Ihrem Bild entwickeln, weil Sie eben nicht mit Farben arbeiten, „operieren“ können - Sie wären auf die Methode „Malen nach Zahlen“ angewiesen. Und daß das eher weniger mit Kunst zu tun hat, sehen Sie doch auch ein, oder?
Und genauso ist es mit der Musik - halten Sie sich nicht mit Anweisungen oder Hilfssystemen auf, sondern versuchen Sie, selbst ihr eigenes System der Musik zu entwickeln, lernen Sie, mit Tönen zu „operieren“. Dieser Weg kann leider etwas länger dauernd, aber Sie werden sehen, daß er sich sehr lohnt, zu gehen !

  Übungen

Aus rechtlichen Gründen kann ich an dieser Stelle nicht die Noten verwenden, die ich gerne einsetzen würde.
Aber um doch ein paar Übungen anbieten zu können, arbeite ich z.Zt. an einem eigenen Übungsprogramm und hoffe, es schon bald hier einfügen zu können.

(c) 2002
Karsten Schäfer

eMail:
musik@
karstenschaefer.de

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